Die Kunst zu Reisen

Der Schlüssel zum unbeschwerten Reisen liegt vielleicht darin, dass man es immer dort gut findet, wo man gerade ist. Das halte ich für eine große und nützliche Kunst. Wenn du das kannst, dann wirst du auch zu jenen gehören, die stets vergnügt reisen, zufrieden zurückkehren und es am Schluss daheim wieder schöner finden als auf der ganzen übrigen Welt.
Werner Kuhn
schweizerischer Physikochemiker (1899 – 1963)

Wie die Arkenberge bei Blankenburg verschwanden und Kiesseen entstanden

Es ist Sonntag, den ganzen Samstag habe ich mit dem Auspacken der Koffer, Waschen und Aufräumen verbracht. Über 3 Wochen war ich nicht Zuhause, da bleibt viel liegen, Briefe, Rechnungen und vor allem Staub. Na und, mein Robbi (der Saugroboter) weiß was zu tun ist. Sonntag schien die Sonne, ich hatte wieder „Hummeln im Hintern“ und musste raus an die frische Luft, das Fahrrad schien mir dafür geeignet zu sein, um mal wieder den botanischen Garten Blankenburg zu besuchen, erstens habe ich Bewegung und als Belohnung einen schönen Garten zum Herumwandeln und vielleicht ein Eis aus dem netten Café dort. Im Frühjahr war ich das letzte Mal dort, um die Bienen zu knipsen, ich war gespannt wie sich der Garten verändert hat. Los ging’s, mit Rad, Mobile, Käsebrot, Apfel, Decke, Bikini (man weiß ja nie, ob es unterwegs einen See zum Baden gibt) und Wasserflasche. Als ich dort in freudiger Erwartung ankam, sah ich durch das Tor schon die Menschenmassen den Coronasicherheitsabstand ignorierend auf den Wegen wandeln. Auf Menschenmassen hatte ich so gar keine Lust, genauso wenig wie auf Corona19, ich fuhr also weiter, hatte keine Ahnung wohin, ich wollte nur weg von den Massen. In Blankenburg angekommen suchte ich auf der Google Karte nach Wasser. Wo Wasser ist ist es meistens auch schön, das ist eine alte Haykaweisheit. Ich wurde fündig, eine alte leere Betonstraße führte mich direkt auf einen Hügel zu. Der begrünte Hügel war abgesperrt, ich dachte gleich an „ehemalige Mülldeponie“ oder sowas und ärgerte mich schon diesen Weg genommen zu haben. Ich ließ mich auf einem abgesägten Baum nieder und verputze das Käsebrot (essen hilft gegen Frust!). Kein Mensch war in der Nähe, den ich frage konnte. Ich hatte nur die komische Karte mit den 2 blauen Flecken darauf, die Wasser darstellen sollten, sonst nichts. Dann radelte ich um den Berg herum, vorbei an Schrebergärten. Schrebergärten sind oft dort, wo man kein gutes Bauland hat, wieder kam mir die Idee mit der Mülldeponie. Nach einer Weile sah ich Wasser, ein kleiner See recht spärlich bevölkert. Ein Mädchen saß auf einem Betonklotz der mit Graffiti“kunst“ besprüht war und baumelte mit den Beinen. Sie antwortete auf meine Frage, ob man hier baden kann, eher ablehnend. „Die meisten baden hier, ich gehe da aber nicht rein. Man kann aber gut um den See herumlaufen, oder fahren (abschätzend musterte sie mein Rad)“. Gut, dann schau ich mir den See mal an, dachte ich und schoss mit angezogener Bremse die Böschung hinunter auf einen hübschen sandigen Wanderweg zu. Auf meiner Radelreise begegnete ich vielen nackten Menschen (Nudisten, hier sind sie also!), die lustig und meist sehr braun gebrannt am See herumlagen, teils hinter Büschen, teils im hohen Gras aber manchmal doch recht gut sichtbar. Gebadet wurde auch, ein muskelbepackter mittelalter Nudist stand auf seinem Stehpaddelbrett ganz allein auf dem See herum und sah recht ansehnlich darauf aus, wie eine Statue. Auch ich suchte mir eine Nische zum ausruhen, aber ein Stück weg von den Nudisten. Ein Mann kam mit seinem Nachwuchs in die Nähe meines Liegeplatzes. Er erzählte, dass er schon länger hier wohne und der Berg ein Schuttberg wäre, bald würde hier aber der Bär toben, weil auf dem Berg ein Freizeitpark entstehen würde, tja dann ist wohl Schluss mit der Ruhe hier. Was passiert dann mit den Nackten, bleiben sie auch hier oder ziehen sie dann weiter zum nächsten einsamen See? Endlich fand ich eine Infotafel, ich liebe Infotafeln, dann weiß man Bescheid und muss nicht so viel rumrätseln oder fremdes Halbwissen verdauen.

Darauf stand: Die Arkenberge, wurden in den 1970-er Jahren zur Lückenschließung des Berliner Rings und dem Bau der A114 ABGETRAGEN! Davor waren die Arkenberge eine natürliche Hügelkette. Das Abbaugebiet wurde eingezäunt und konnte in Ruhe zuwuchern, die Natur weiß was zu tun ist und Tiere wurden durch die Einzäunung geschützt. Es wurde soviel Sand abgetragen, dass 2 Kiesseen daraus entstanden. Einer ist bis zu 6 m tief (das ist der Badesee mit den Nackten!). 1984 begann man hier Bauschutt abzuladen, die Bauschutthalde wurde geschlossen und der Hügel „rekultiviert“, dass heißt, die Natur hat sich den Berg zurückerobert. Der zweite See hat sich zu einem Biotop verwandelt. Ob sich das mit dem Freizeitpark verträgt? Der Schuttberg ist mit seinen 120,7 Metern heute eine der höchsten Erhebungen in Berlin (man kann ihn vom Fernsehturm oder vom 20. Stock der Charité gut sehen). Und sowas fällt mir vor die Füße, wenn ich mal ins Grüne abtauchen will.

Am Biotopsee war es sehr still, ich hörte die Grillen, das plätschern eines Hundes der sich durchs flache Wasser wühlte, kein Mensch in Sicht, nur von weitem eine Wanderin die von einer kleinen Sandinsel zur nächsten ging und erschrak, wenn sie doch mal bis zum Oberschenkel im Wasser versank. Die Sonne schien, Sanddornbüsche waren schwer bepackt mit Früchten, Wege märchenhaft gezäumt von schulterhohen gelben Blumen, ich denke auch da muss ich nochmal hin.

Did is echt scheen in und um Berlin, ne dufte Tour war didde!

Wildpferde, Wasserbüffel und Galloway-Rinder in der Prärie im Panketal

Ein Wandertag in Hobrechtsfelde im westlichen Panketal ist immer ein Erlebnis, neben vielen Tierarten findet man auch welche, die es eigentlich schon nicht mehr gibt, oder nur selten zu finden sind. Dieser Ort wird zum Erlebnis, denn es weiden dort unter anderem Wildpferde (Koniks) sowie Hochland- bzw. Galloway-Rinder und Wasserbüffel, teilweise nicht einmal von den Besuchern durch einen Zaun getrennt. Allerdings wird man sehr wohl vorgewarnt, wenn man das Gatter zur Koppel öffnet und in die Welt der Tiere eintritt. Es spazieren erstaunlich wenige Besucher durch die rund 900 Hektar weitläufige, halboffene Waldlandschaft, was ich persönlich ganz angenehm finde. Diese Waldlandschaft wurde auf den einstigen Rieselfeldern zwischen Schönower Heide und Karower Teichen errichtet. Der mäßige Besucherstrom liegt sicherlich darin begründet, dass es hierher keine Verbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gibt. Man muss also ein Auto besitzen oder radelnd von Bernau aus den Ort erkunden.

Hobrechtsfelde, wo vormals die Abwässer der Stadt entsorgt wurden, besitzt die Fläche und ein noch zaghaftes Potenzial für den Natur- und Artenschutz von Morgen.

Hochland- Gallowayrinder

Ein Radweg immer an der Panke entlang im Frühlingsgrün …

Ostern sind die Bienen los

Es ist Coronazeit, SARS-COV2 hat uns alle voll im Griff, Ausgangssperren gibt es nicht, aber Kontaktsperren, mindestens 1,5 Meter Abstand zu einer anderen Person sind einzuhalten, Mundschutz ist noch nicht Pflicht. Die meisten sind Zuhause, was bei dem schönen Wetter wirklich schwer fällt. Auch mir, ab und zu muss ich mich auf mein Fahrrad schwingen und irgendwohin radeln. Beim Radeln kommt man anderen Menschen nicht so nahe, dass man sich anstecken könnte. Das haben auch andere Zeitgenossen begriffen und deshalb ist Radeln gerade eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Heute radelte ich zum botanischen Volkspark in Blankenfelde-Pankow. Er ist 6 km von meinem Haus entfernt, also war es eher ein kleiner Ausflug. Ich war auch gespannt, wie viele Leute nicht Zuhause bleiben werden. Der Park war voller Menschen, vor allem dort wo es Eis zu kaufen gab. Ich sah ein paar Spaziergänger mit Gesichtsmasken herumlaufen, es waren aber wenige. Beim Fahren fiel mir auf, dass einige Menschen gebückt im Wald herumliefen. Was die da bloß suchen? Pilze können es doch nicht sein und Beeren gibt es auch noch nicht! Dann sah ich es, Bärlauch, überall, im ganzen Wald lugten die zart grünen spitzen Blätter aus dem sonst mit Blüten gespickten Waldboden! Natürlich nahm ich dann auch eine Handvoll mit, der knoblauchartige Geruch der Pflanze macht es einfach die richtigen Blätter auszuwählen. In Wassernähe auf der Liegewiese lümmelten einige Besucher herum, immer schön mit viel Abstand! Dann erblickte ich einen schönen Platz für mich bei einer Baumgruppe auf einer Wiese, halb Sonne, halb Schatten mit blühenden Kirschbäumen und kein Mensch weit und breit. Um die Bäume herum summte es wie verrückt, vor allem Bienen waren im Baum und die dicken Hummeln hummelten eher auf der Wiese herum. Vielleicht waren sie noch etwas klamm von der feuchten Kälte und konnten noch nicht so hoch in die Bäume fliegen. Bei ihrem Verhältnis zu Körpermasse und Flügelgröße ist es eh ein Wunder, dass sie fliegen können. Leider habe ich sie mit der Kamera nicht einfangen können, dafür waren sie dann doch zu schnell. Schön zu sehen, dass sich hier die Bienchen wohlfühlen. Auf der Decke liegend lauschte ich der leisen Musik ihrer Flügel.

INSEL USEDOM

Wochenende auf Usedom! Brüderchen besuchen und mal wieder durchatmen. Samstag fuhren wir zur Ausstellung der Armee der Tonkrieger (http://www.armee-der-tonkrieger.de/). Die Ausstellung und Exponate sind sehr interessant, aber leider in einen hässlichen Blechkasten gestopft, der von außen nicht gerade einladend wirkt.

Sonntags bin ich morgens um 7:00 gleich am Strand gewesen, um die Sonne zu begrüßen. Der Himmel hat wunderschöne Formationen gezeichnet und die Zugvögel waren zu Tausenden unterwegs.

Dann hieß es packen und es nieselte. Also beschloss ich nach weiteren Sehenswürdigkeiten Ausschau zu halten, womit ich meinen Bruder beim nächsten Mal überraschen kann. Ich wollte zuerst eine Schiffshebebrücke, Hubbrücke in Karnin, aufzusuchen. Einer ehemals etwa 360 m langen Eisenbahnbrücke zwischen dem pommerschen Festland bei Kamp und der Insel Usedom bei Karmin. Mir fiel allerdings auf dem Weg das Kunsthaus in Neppermin ins Auge, also änderte ich den Plan kurzentschlossen. In diesem Kunsthaus gibt es allerhand zu sehen, viele Gemälde, Skulpturen, eine Bücherei aus Baumstämmen im Hof, verrückte Kunst, naive Kunst, viel Natur- und Baumkunst sowie die nette Inhaberin, die seit 48 Jahren ein Herz für die Künstler hat. Wir redeten viel über dies und das und auch über das Behindertenzentrum, wo mein Bruder lebt. Sie führt seit Jahren ein Projekt zusammen mit dem Behindertenzentrum. Die Bewohner kommen manchmal zu ihr und pflegen die Spalierapfelbäume und sorgen dafür, dass die Äpfel nicht verderben. Diese Bioäpfel werden dann nämlich zu Leckerem für die Bewohner verarbeitet. Sie gab mir auch Tipps für Wanderungen, eine Wanderung wollte ich gleich einmal ausprobieren. Wir verabschiedeten uns herzlich und mit dem Versprechen, dass ich beim nächsten Mal meinen Bruder mitbringe. Ach wie schön, was gibt es doch für tolle Leute hier auf der Insel!

Sturmfrau
Sturmfrau vor dem Kunsthaus

Da ich nun so viel Input bekommen hatte, z.b. über Kliffwanderungen um die Südspitze der Halbinsel Gnitz, bin ich gleich dorthin gefahren und losgewandert. Zum Glück hatte ich die Wanderschuhe schon an – nach dem Motto „Allzeit bereit für einen kleinen Aufstieg“!

Es war eine wundervolle Wanderung, die Sonne kam heraus und spiegelte sich auf dem Achterwasser, Menschen gingen mit ihren Hunden spazieren, Eltern mit ihren Kindern, offene Dünen lassen den Blick weit schweifen. Es wurde tatsächlich immer steiler und auf dem „weißen Berg“ blickte ich über 30 m in die Tiefe. Auf dieser Halbinsel gibt es 2 Campingplätze, ich bin durch beide hindurchgewandert, einer der Plätze ist allerdings strengstens bewacht, gefühlte 20 Schäferhunde begrüßten mich dort, zum Glück freundlich!! Ich wollte doch nur eine Abkürzung nehmen, weil es wieder anfing zu nieseln. Die Platzwärterin war mir wohlgesonnen sie zeigte mir tatsächlich eine Abkürzung. Phu… Glück gehabt! Über eine feuchte Wiese voller Pilze ging ich zurück zum Auto und machte mich auf den Heimweg nach Berlin.

Kandy und Umgebung / Sri Lanka

Kandy / Sri Lanka

Früh morgens um 7 Uhr brach ich in Begleitung eines Reiseführers nebst Taxifahrers, im bequemen Auto, in die Hochebene nach Kandy auf. Die Sonne schien, als hätte sie den Tag über auch nichts anderes vor, ich konnte mir nicht vorstellen, dass es in Kandy regnen sollte (wie die Angestellten unkten). Sie sollten recht behalten.

Teeplantage und Teefabrik Geragama im Distrikt Kandy

Zuerst fahren wir in Richtung Teeplantage. Der Fahrer ist gut, er fährt vorsichtig – ich war da schon ganz anderes gewohnt. In der feuchtwarmen Hochebene gedeiht der Tee besonders gut, wir machen einen kurzen Halt und ein paar Fotos. Der Reiseleiter erklärt wie der Tee geerntet wird und welche Qualitätsunterschiede es gibt. Dann geht’s in die Teefabrik. Ich werde einer hübschen Frau im Sari überreicht, sie wird sich nun die nächste halbe Stunde um mich kümmern. Die Teefabrik gibt es bereits seit weit über 100 Jahren, rund 4000 Teepflückerinnen arbeiten hier. Sie erklärt mir in in reinem Oxford – English wie das Teeblatt eigentlich zu Tee wird. Vom Trocknen, über das Fermentieren und dass manche Blätter einfach nur getrocknet werden. Die Maschinen zum Fermentieren sind ca. 100 Jahre alt. Die Maschinen strahlen so eine irre Hitze aus und der Duft der geballten Teemassen betäubt mich, mir ist leicht schwindelig. Nach der Tour gibt es noch einen besonders feinen Tee zum Probieren und dann soll man natürlich dort Tee kaufen.

Betörender Durft, der mich fast umschmeisst.
Fermentiermaschine
Sortiermaschine
inoffiziele Teepflückerin

Bahirawakanda Temple (බහිරවකන්ද පන්සල)

Als nächstes fahren wir zum Bahirawakanda Temple, der aus einem riesigen Buddha besteht, den man erklimmen kann. Die Straße dorthin ist einspurig und man kann immer nur bis zur nächsten Kurve sehen, aber sie wird drei-  bis vierspurig befahren, wenn es darauf ankommt. Einmal stehen wir einem Lastwagen, zwei Tuk-Tuks und einem Motorrad mit vollzähliger Großfamilie darauf gegenüber. Das Kind trägt zur Sicherheit eine Wollmütze! Die Fahrer sind alle entspannt, bremsen, lächeln sich zu und wackeln mit dem Kopf seitlich (was Zustimmung andeutet). Ich sitze ganz still und denke daran zu atmen.

Botanischer Garten Kandy / Peradeniya / Sri Lanka

  • Der königliche botanische Garten befindet sich ca. 5 Kilometer westlich von Kandy. Peradeniya ist am südlichen Stadtrand von Kandy und gilt als einer der schönsten Gärten von ganz Asien. Angelegt wurde Peradeniya bereits vor über 700 Jahren von den Singhalesen und umfasst ein Größe von etwa 80 Hektar. Im Garten werden über 4000 Pflanzenarten, neben tropischen Pflanzen wie Orchideen, Gewürze und Heilpflanzen und auch Pflanzen aus gemäßigten Klimazonen kultiviert. Es ist einfach überwältigend, man könnte den ganzen Tag dort verbringen, ich hatte aber noch viel vor an diesem Tag. Es gibt zahlreiche Themengärten wie Gewürz- und Kräutergärten, Farne und Pinienhain und Orchideenhäuser. Die Bäume haben mich mal wieder fasziniert, es gibt Bäume die aussehen wie eine Hütte, weil deren steil aufsteigende Wurzeln sowas wie Wände bilden hinter denen man sich verstecken kann, ein Lieblingsort für Pärchen! Aus dem imposanten Jackfruchtbäumen werden nicht nur die traditionellen Boote geschnitzt, sondern außerdem dienen die Bäume mit ihren bis zu vierzig Kilogramm schweren Früchten als eiweißreiche Nahrung. In der Nähe der Bäume heißt es „Vorsicht!“, dass einem nicht zufällig eine der Eiweißbomben auf den Scheitel knallt. Unterschiedliche VIPs, Präsidenten und Staatsbesucher aus aller Welt pflanzten hier als Geschenk Bäume, die mal mehr und mal weniger gut gedeihen. Das Orchideenhaus ist schön, aber nicht wirklich was super Besonderes, naja, als Berliner ist man da sicher verwöhnt. Die schwarze Orchidee und die grazilen Blüten der weißen Federorchidee sind ein echter Hingucker. Immerhin soll es dort 200 Arten geben. Es wird berichtet, dass die Blüte in ihrem Inneren das Hinterteil eines weiblichen Käfers nachahmt. Wenn ein männlicher Käfer dieses sieht, geschieht das unvermeidliche und die Pflanze profitiert davon. 

Der Zahntempel

Wir fuhren also gemütlich durch die laute Stadt zum Zahntempel. Es hatte geregnet was für ein angenehm laues Klima sorgte. Ich kam mir irgendwie seltsam privilegiert vor, in dem modernen Auto mit Ledersitzen und Klimaanlage, wo um mich herum Tucktucks kreisten, die nicht einmal seitliche Fensterscheiben hatten, um die sonst feuchte Hitze abhalten zu konnten. Menschen saßen gedrängt in den Bussen, wohl unangenehmerweise eher ohne Klimaanlage. Ich hatte nur diesen einen Tag um einen Ausflug zu machen und ich wollte so viel wie möglich sehen, da schien mir diese Fortbewegungsart genau das Richtige zu sein. Ich wurde genau vor dem Zahntempel aus dem Auto entlassen und konnte mittels Fremdenführer ohne wirklich Anstehen zu müssen direkt in den Zahntempel hineinhuschen.

Warum heißt der Zahntempel so?

Der Zahntempel beheimatet den linken Eckzahn Buddhas (Siddhartha Gautama) seit dem 4. Jahrhundert, was Kandy zu einem der wichtigsten Pilgerstätten des Buddhismus macht. Dazu muss ich sagen, dass auch in Singapore ein Zahntempel steht (Buddha tooth relic temple), der ebenfalls behauptet den linken Eckzahn Buddhas zu haben. Wieviel davon hatte er wohl gehabt oder ist hier von einem anderen Buddha die Rede?

Wenn man den Tempel besuchen möchte, muss die Kleiderordnung eingehalten werden, sonst könnte der Zugang verwehrt werden. Das heißt, Knie und Schultern müssen bedeckt sein, keine Kopfbedeckung und die Schuhe muss man draußen vor der Tür lassen. Den Wirrwarr an Schuhen kannst Du Dir sicherlich vorstellen (gegen Trinkgeld passt aber jemand auf Deine Schuhe auf). Ratsam ist es deshalb in FlipFlops hinzugehen und diese dann einfach einzustecken. Ich bin deshalb gleich mal barfuß aus dem Auto gestiegen, damit ich die Schuhodyssee umgehen kann. Im Zahntempel kann man sehr gut barfuß laufen, der Boden besteht aus Stein oder Fliesen. Draußen im Hof gibt es Plattenwege aber auch grobe Sandwege. Der Tempel ist groß und sagenhaft prunk- und kunstvoll ausgestattet, überall stehen Buddhastatuen in allen Größen herum und es hängen Bilder von Buddha an den Wänden. In einem Saal stehen Buddhas die alle unterschiedlichen Mudras (Handhaltungen) zeigen.

Vor dem Schrein legen Pilger massenhaft Gaben und vor allem Unmengen von Blüten ab, dann sitzen sie zum Gebet auf dem Boden. Ein wunderbar spiritueller Moment, den Du ehrfürchtig erleben solltest. Um den Zahntempel herum gibt es noch viele kleinere Tempelanlagen, auch hinduistische Tempel darunter, die innen und außen sehr bunt verziert sind.

Ich hätte hier noch viel länger verweilen können, aber es dunkelte bereits und der Fremdenführer mahnte zum Aufbruch. Für mich war es bequem, ich ließ mich auf die weichen Sitze fallen und ruhte mich aus, wenn mir nicht gerade die Augen zufielen, löcherte ich den Guide mit religiöse Fragen. Der hoffentlich zwischendurch ausgeruhte Taxifahrer brachte uns sicher binnen 4 Stunden wieder gegen 23:00 zum Hotel. Was für ein schöner Tag!

Kaikawala / Sri Lanka

Auf dem langen Rücken des rundlichen Kaikawala Bergmassivs befindet sich der buddhistische Tempel Kaikawala ungefähr 15 Fahrradminuten vom Ayurveda Paradise entfernt. Nach Sonnenaufgang gegen 6 Uhr morgens ist die beste Zeit für eine kleine Tour dorthin. So früh war der Tempel noch nicht geöffnet, ich konnte aber am Tempel vorbei (aus Pietätsgründen ohne Schuhe) den glatten Berg erklimmen.

Morgensonne genießen
Dieser riesige Stein steht auf kleinem Fuß, wie er das schafft, weiß niemand. Für den Moment helfe ich ihm. ;0)
Kaikawala Fels hoch über dem Regenwald

Yapahuwa / Sri Lanka

Yapahuwa die alte Königsstadt

Yapahuwa ist der kleine Bruder von Sigirya und wurde nach dessen Vorbild erbaut. Die Tempelanlage am heiligen Berg Yapahuwa war einst Königsstadt und ist nur einen Kilometer von Ayurveda Paradise entfernt. Ich Dödel schaffe es wieder mal, mich zu verlaufen. Dafür habe ich nette Leute im Dschungel kennen gelernt und eine freie Motorradfahrt zum Tempel bekommen. Die Leute sich sehr arm und proportional nett hier, weit weg von den Tourismusfallen. Ein bisschen englisch muss man aber schon können, wenn man so allein unterwegs ist. Ich kam mir vor, wie eine Außerirdische, ich wurde auf jeden Fall so angeschaut. So ziemlich alle Kinder haben gewunken, manch Erwachsener auch, wirklich liebe Menschen. Im Tempel laufen so viele Einheimische rum, dass ich mich fragte, ob die dort wohnen? Ein Mann wollte mich auf den Berg begleiten, er sprang wie eine Bergziege vor mich her, die Treppen hinauf, ich hatte Mühe hinterher zu kommen. Ich wollte ja auch noch Fotos machen. Er zeigte mir einen leichteren Weg am Berg entlang, die Treppen kann man unmöglich hochgehen, sie sind zu steil. Als er mir den Tempel von innen zeigte, der knallbunt mit Buddhafiguren und alten und neuen Fresken versehen war, wollte er mich nochmal abkassieren, versuchen kann man es ja und wie gesagt sind die Leute sehr arm, da kann ich dann wieder nicht so sein und gab ihm noch ein kleines Trinkgeld in seine Tempelschale für diesen schönen Gebetsort.

Die UNESCO unterstützt die Grabungen und den Erhalt der historischen Orte. Das merkt man an den Eintrittapreisen, denn die sind so hoch wie überall in der Welt.